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Trauer um Rudolf Waßer


Rudolf Waßer
18. Juli 1934 – 26. Oktober 2024
(Foto: Fam. Waßer)

Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU (AGW) trauert um ihr langjähriges Vorstandsmitglied: Rudolf Waßer ist am 26. Oktober 2024 im Alter von 90 Jahren verstorben.

Rudolf Waßer stieß bereits Anfang der 1970er Jahre zum Vorstand der AGW und prägte diesen bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1998. Er war über Jahrzehnte hinweg neben seiner langjährigen Vorstandstätigkeit und auch weit darüber hinaus verantwortlich für die Aktivitäten der AGW im Bereich des gesamten Donautals, einem der Kernbereiche der Wanderfalken-Restpopulation in der DDT-Ära und den Aufschwungjahren danach. Auch das Ausbreitungszentrum der bereits in den 1930er Jahren im heutigen Baden-Württemberg ausgestorbenen Uhus lag in diesem Gebiet und somit im Wirkungs- und Verantwortungsbereich von Rudof Waßer und seinen Mitarbeitern. Um die weitläufige und topografisch komplexe Region zu erfassen, gründete, leitete und begleitete er über Jahrzehnte hinweg die noch heute aktive AGW-Gruppe Oberes Donautal, die somit seit rund einem halben Jahrhundert für das Monitoring von Wanderfalken und Uhus im Oberen Donautal und den zahlreichen Seitentälern der Schwäbischen Alb verantwortlich ist.

Die Ergebnisse des jährlichen Brutzeitmonitorings beider Arten fasste Rudolf Waßer in den jährlichen „Donautal Berichten“ zusammen und veröffentlichte seine Ergebnisse und Erfahrungen auch in verschiedenen Publikationen der AGW. Besonders hervorzugeben ist dabei die Zusammenfassung auch seines ganz persönlichen Wirkens über 4 Dekaden hinweg in dem Artikel „40 Jahre Wanderfalken am Beispiel der Oberen Donau“, der in der Festschrift zum 40. Jubiläum der AGW im Jahre 2005 publiziert wurde.

Wir verlieren mit Rudolf Waßer nicht nur einen engagierten, fachkundigen und zuverlässigen Mitstreiter für den Wanderfalkenschutz der allerersten Stunde, sondern auch einen guten Freund und Mentor vieler Mitarbeiter der nachfolgenden Generation.

Die Trauerfeier fand am Samstag, 9. November 2024 um 10.00 Uhr auf dem Friedhof in Mülheim an der Donau statt.

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57. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) Baden-Württemberg

Die diesjährige 57. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg fand am

Sonntag, dem 10. November 2024

im bereits traditionellen und vertrauten Rahmen im Museum am Löwentor in Stuttgart statt.

Alle Informationen, sowie das Tagungsprogramm finden Sie in der Einladung.














Programm der 57. AGW-Jahrestagung

Sonntag, 10. November 2024


Beginn 9.30 Uhr

Moderation:
Karl-Heinz Graef

Grußworte:
Jörg Rathgeber. Staatliche Vogelschutzwarte Baden‐Württemberg, Landesanstalt für Umwelt Baden‐Württemberg.
Alexandra Ickes. Artenschutzreferentin, NABU (Naturschutzbund Deutschland) Landesverband Baden‐Württemberg.


10:00
Frank Rau:
AGW‐Jahresbericht: Bestandsentwicklung von Wanderfalken und Uhus 2024 in Baden‐Württemberg.

11:00 Kaffeepause

11:15
Michael Kladny:
Wanderfalken in Nordrhein‐Westfalen: Bericht über die aktuelle Situation der Wanderfalken im Bundesland Nordrhein‐Westfalen.


12:15 Mittagspause


13:30
Thomas Krumenacker:
Greifvogelzug in Nahost: Licht und Schatten an einem globalen Bottleneck.

14:30
Bergit und Jürgen Bergmann:
Einsichten in die Natur. Neue Filme.

15:15 Kaffeepause

15:45
Luca Schmutz:
Nahrungsökologie und Raumnutzung der Uhus im Raum Lahr.

16:45
Schlussbemerkungen

Ende der Tagung ca. 17:00 Uhr

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Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz trauert um Jürgen Becht

Jürgen Becht

Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU (AGW) nimmt Abschied von ihrem langjährigem Vorsitzenden: Jürgen Becht ist am 14. April 2024 im Alter von 82 Jahren verstorben.

Jürgen Becht war zwischen 2005 und 2019 geschäftsführender Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg. Er war damit unter dem Schirm des NABU-Landesverbands Baden-Württemberg über Jahre hinweg im ganzen Land der öffentliche Vertreter des Wanderfalken- und des Greifvogelschutzes. Nach außen vertrat er mit Kompetenz und Leidenschaft, immer auf den naturschutzfachlichen und rechtlichen Grundlagen fußend, klar und eindeutig die Positionen des Arten- und insbesondere des Wanderfalkenschutzes. Intern war er programmatisch prägend, immer ansprechbar, aufrecht, unbeugsam und wirkte gleichzeitig anhaltend integrierend und verbindend.

Jürgen hat sich schon als Kind und Jugendlicher für Vögel und dabei insbesondere für die Greifvögel interessiert. Im März 1990 ist er dem NABU beigetreten und war somit 34 Jahre aktives Mitglied. Vor Ort war er seit 1999 bis 2022 stellvertretender Vorsitzender der NABU-Gruppe Kemnat. Bundesweit war er über mehr als eineinhalb Jahrzehnte Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz innerhalb des NABU-Bundesfachausschusses für Ornithologie und Vogelschutz. Im November 2015 hat Jürgen Becht die NABU-Ehrennadel in Gold für sein langjähriges Engagement erhalten. Für die Vogelwarte Radolfzell beringte er zwischen 2004 und 2022 hunderte Wanderfalken, Uhus und Steinkäuze!

Jürgen Becht betreute als Artspezialist über Jahrzehnte hinweg unzählige Wanderfalken- und Uhubrutplätze, konzipierte und baute zahllose künstliche Nisthilfen und koordinierte die AGW-Aktivitäten im gesamten Regierungsbezirk Stuttgart. Auch nach seiner Amtsübergabe blieb er der AGW bis zuletzt als aktives Vorstandsmitglied erhalten. Die große Anteilnahme aus der gesamten deutschen Ornithologengemeinschaft bezeugt die hohe Wertschätzung, die er Grenzen übergreifend genoss.

Wir verlieren mit Jürgen Becht nicht nur einen engagierten und fachkundigen Mitstreiter für den Wanderfalken- und Greifvogelschutz, sondern auch einen langjährigen Wegbegleiter und einen guten Freund. Wir werden ihm stets ein bleibendes und freundschaftliches Andenken bewahren.

Die Trauerfeier fand am Dienstag, 23. April 2024 um 14.00 Uhr in der Bartholomäus-Kirche in Kemnat (Ostfildern) statt.

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Totfunde von Greifvögeln und Eulen

Funde von toten Greifvögeln und Eulen sollten der Polizei und/oder dem Veterinäramt gemeldet werden und immer umgehend in das nächstgelegene Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) bzw. ersatzweise zu den lokalen Veterinärbehörden der Land- und Stadtkreise zur Analyse gebracht werden.

Dies ist bei der derzeitig grassierenden Vogelgrippe-Pandemie sowieso selbstverständlich, aber es sollte auch bei vermeintlich „offensichtlichen“ Todesursachen erfolgen – oftmals liegen beispielsweise die Ursachen für Kollisionen mit Verkehr oder Hindernissen in Vorerkrankungen oder gar Vergiftungen oder es lassen sich die Spuren eines Abschusses nur durch eine Röntgenaufnahme belegen. Auch die an Anzahl zunehmenden Opfer eines Stromschlags sollten immer durch eine CVUA analysiert werden – nur so liegen rechtsverbindliche und juristisch belastbare Erkenntnisse vor. Alle anderen Untersuchungen sind zum einen gesetzlich nicht gestattet, aber vor allem sind die möglichen Resultate ohne juristische Bedeutung! Die Analysen werden von den Untersuchungsämtern kostenlos durchgeführt und der Einlieferer erhält umgehend die Analyseergebnisse zugesandt.

Alle ornithologischen, aber auch juristischen Hintergründe zum Thema Illegale Greifvogelverfolgung in Deutschland finden sich im aktualisierten Leitfaden des Komitees gegen den Vogelmord

Illegale Greifvogelverfolgung
erkennen – bekämpfen – verhindern
Leitfaden für Zeugen, Naturfreunde und Strafverfolgungsbehörden

Die mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) herausgegebene 40-seitige Broschüre richtet sich gezielt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Polizei und Behörden sowie an alle Naturfreunde und potentielle Zeuginnen dieser Form von Artenschutzkriminalität. Als eine Art „Handbuch“ für den Umgang mit solchen Fällen stellt die Broschüre alle gängigen Methoden und betroffenen Arten anhand von Fotos und Fallbeispielen vor. Im Mittelpunkt steht dabei das Erkennen von Vergiftungen, Abschüssen und illegalen Fangeinrichtungen. Im Abschnitt „Greifvögel und das Gesetz“ werden alle für die Vollzugspraxis relevanten Vorschriften aus dem Jagd-, Naturschutz- und Tierschutzrecht zitiert und kommentiert.

Die Publikation enthält zudem umfangreiche Auswertungen aller in den Jahren 2005 bis 2021 von unserer Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (EDGAR) in Deutschland erfassten Fälle, so zum Beispiel auch eine „Verbreitungskarte“ aller Tatorte und eine Tabelle, aus der die Opferzahlen für alle betroffenen Arten hervorgehen. Eine Übersicht einschlägiger sowie rechtskräftiger Urteile soll dabei helfen, ähnliche Taten zu bewerten und besser in ein bestehendes Sanktionsgefüge einzuordnen. Im Abschnitt „Tipps und Tricks“ wird außerdem gezeigt, wie Tauben- und Geflügelhalter ihre Volieren und Ausläufe vor dem Zugriff von Habicht und Co. schützen können.

Gedruckte Exemplare können kostenlos beim Komitee gegen den Vogelmord oder auch direkt bei uns angefordert werden, die digitale Version kann auch über beide Homepages heruntergeladen werden.

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Wanderfalkeneier spiegeln Schadstoffbelastung der Umwelt

Wanderfalken-Resteier (Foto: Rau, 2021)

Als Greifvogel steht der Wanderfalke weit oben in der Nahrungskette und reichert daher schwer abbaubare Schadstoffe besonders an. Im Zuge der Jungvogelberingung werden abgestorbene Resteier durch Ehrenamtliche der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg eingesammelt und, koordiniert durch den NABU, der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg zur Schadstoffanalyse übergeben. Aus der seit 1999 bestehenden Zusammenarbeit ist in Baden-Württembergs ein bislang einzigartiges terrestrisches Dauermonitoring zu persistenten organischen Schadstoffen (POPs; persistant organic pollutants) entstanden.

Im Untersuchungsspektrum befinden sich neben den durch die Stockholmer Konvention geächteten Organohalogen-Verbindungen, den polychlorierten Biphenylen (PCB), polychlorierten Dibenzodioxinen und Dibenzofuranen auch Stoffe, die noch im Einsatz sind und durch ihre Persistenz, ihre bioakkumulativen Eigenschaften sowie ihre Toxizität Anlass zur Sorge geben. Darunter befinden sich sowohl bromierte als auch neuere Flammschutzmittel, per- und polyfluorierter Alkylsubstanzen, Pestizide, Weichmacher und Schwermetalle.

Weiterführende Informationen hier

Osterauer, R. (2020): Schadstoffanreicherung in Wanderfalkeneiern aus Baden-Württemberg. LUBW, 23 S. Download

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Weltweite Stromschlagverluste bei Vögeln – Ursachen und Vorschläge für globale Lösungen

Stromtoter Uhu mit massiven Verbrennungen
Stromtoter Uhu mit massiven
Verbrennungen (Foto: M. Nahm, 2019)

Hohe Verluste an Vögeln durch Stromschlag sind seit Beginn der Elektrifizierung vor mehr als 150 Jahren bekannt. Diese Verluste können heute jedoch vollständig durch angepasste technische Lösungen vermieden werden. Dennoch sterben bis heute massenhaft Vögel an mangelhaft konstruierten Mittelspannungs-Freileitungen mit „Killermasten“ und auch an Bahntrassen. Zudem werden in einigen Regionen, besonders in Afrika und Asien, zahlreiche neue Killermasten für Mittelspannungs-Freileitungen errichtet. Diese Praxis beeinträchtigt einige der heute wertvollsten Ökosysteme der Erde nachhaltig.

In einem 2020 in den Ornithologische Mitteilungen erschienenem Beitrag von Dieter G. Haas und Kollegen werden gefährliche und sichere Mast- und Leitungskonstruktionen aus vielen Ländern gezeigt. An Hand von Bildern und Bildlegenden werden einige Entschärfungsmethoden nach dem Stand der Technik vorgestellt, die in verbindlichen Maßnahmenkatalogen zum Vogelschutz vorgeschrieben sind. Insbesondere aufgrund der vielen neu errichteten Leitungstrassen mit Killermasten in Afrika empfehlen die Autoren dringend, das Problem im Rahmen der Weltnaturschutzorganisation erneut zu thematisieren und einen aktualisierten Maßnahmenkatalog zum Vogelschutz an Freileitungen mit globaler Gültigkeit zu erstellen.


HAAS, D. G., R. SCHNEIDER, G. FIEDLER, W. BÖHMER, O. WIEDING, W. SCHRÖDER, U. MAMMEN, W. HAAS, R. E. HARNESS, R. SCHNEIDER & M. NAHM (2020):

Weltweite Stromschlagverluste bei Vögeln – Ursachen und Vorschläge für globale Lösungen.

Ornithologische Mitteilungen 72 Nr. 7/8: 179 – 214. Download